Rheinzeitung, Dienstag, 11. Oktober 2011
von Sabine Nitsch

Auf Du und Du mit Elefanten und Nashörnern

Südafrika
Das Eastern Cape lockt Safarifans

Autofahrer aufgepasst: Im Addo Elephant Park sollte man stets den Fuß auf der Bremse haben.
Autofahrer aufgepasst: Im Addo Elephant Park sollte man stets den Fuß auf der Bremse haben.

Adler ziehen majestätisch ihre Kreise rund 100 Meter unter meinen Füßen. Der Blick vom Eagle's Rock zum Horizont – gefühlte Unendlichkeit. Zeit spielt andernorts, weit hinter der Linie, wo Himmel und Erde sich vereinigen, eine Rolle. Hier, 1600 Meter hoch oben über der Großen Karoo Ebene, zählt nur das Erleben, das grandiose Hier und Jetzt. „Ich habe mich sofort in diese Landschaft verliebt“, gesteht Sarah Tompkins, die mit ihrem Mann Mark vor mehr als zehn Jahren die erste von elf Farmen in der Provinz Eastern Cape gekauft hat. Sie haben sich das Ziel gesetzt, Flora und

Fauna der Großen Karoo wiederzubeleben und zur Heimat vom Aussterben bedrohter Tierarten wie etwa den Geparden zu machen. Sie nannten ihr Projekt „Samara Gamereserve“ und machten es 2005 mit der Eröffnung der Karoo Lodge auch für Reisende zugänglich.


Mittlerweile gehören ihnen 28 000 Hektar der malariafreien trockenen Halbwüste, und es ist gelungen, das Kap-Bergzebra, Breitmaulnashörner, Giraffen, Gnus, verschiedene Antilopenarten
und viele kleinere Säugetiere einschließlich Grünmeerkatzen wieder heimisch werden zu lassen.
Hoch oben, auf dem 1600 Meter hohen Eagle's Rock, verstehe ich Sarahs Faszination. Bin in diesem
Moment bereit, sämtliche Zelte in Deutschland sofort abzubrechen und für den Rest meiner Tage durch die wunderbare Landschaft Südafrikas zu reisen, immer neue Eindrücke in mich aufzusaugen und mir mit den „großen fünf“ die Savanne zu teilen. Elefant, Leopard, Löwe, Nashorn, Büffel – ich habe sie bei meiner Rundreise mit Gamepark- Hopping durch das Estern Cape alle hautnah erlebt.
Das Eastern Cape ist die Nachbarprovinz des bekannteren Western Cape mit seinem Touristenmagneten Kapstadt. Eine wilde Schönheit mit deutscher Vergangenheit, wovon Ortsnamen wie Berlin, Hamburg, Frankfort, Hanover zeugen. Der weltweit prominenteste Bewohner des Eastern
Cape dürfte Nationalheld Nelson Mandela sein, der 1994 der erste farbige Präsident nach der Apartheid wurde.

Das Eastern Cape ist ein Reiseziel voller Gegensätze, das für jeden Geldbeutel das Passende
bietet. Es gibt jedoch einige gemeinsame Nenner aller Unterkünfte und Reiseziele: herzliche Gastfreundschaft, luxuriöse Unterkünfte – auch für bescheidener ausgestattete Portemonnaies, eine abwechslungsreiche und für europäische Gaumen manchmal exotische, vor allem aber  schmackhafte Küche und tolle Naturschauspiele. Mit ein wenig Glück können Reisende die erste Naturinszenierung kurz nach der Landung in Port Elizabeth erleben. Neben der Küstenstraße tauchen während der Wal-Zeit im September immer wieder Riesenfontänen aus dem Wasser auf, und manchmal springen die Giganten der Meere in der Nähe des Ufers.

Nur rund eine Fahrtstunde von der Hafenstadt entfernt, lockt das erste Gamereserve. Der Addo Elephant Park, in dem sich rund 400 Elefanten die 164 000 Hektar mit 450 Kap-Büffeln teilen. Und natürlich gibt es Zebras, die in Südafrika unvermeidlichen Warzenschweine, Kudus, und auch Löwen rekeln sich faul in der Sonne. Und die kann in den Sommermonaten gnadenlos vom Himmel brennen. „45 Grad und mehr sind keine Seltenheit. Wir haben fünf Vegetationszonen“, erzählt
John, einer von 126 Rangern im Addo, während er im offenen Range Rover ganz langsam auf eine
Gruppe mitten auf dem Weg kämpfender Elefanten zufährt. „Be quiet“, zischt er in den hinteren
Wagen. „Die Tiere nehmen den Wagen nur als Großwild wahr. Wenn keiner aufsteht, sind sie absolut sicher.“ Die Gruppe hält trotzdem den Atem an und erschreckt sich sogar über das Klicken der Kameraverschlüsse. Die Safaritipps, die wir am Abend von unserem Hotelier John Adendorf
bekommen, können im privaten Reservat von Kwandwe, einem Refugium für Rhinozerosse, Elefanten, Löwen, Büffel, Leoparden, Impalas und Giraffen in die Tat umgesetzt werden. Kwandwe liegt am Ufer des Great Fish River und umfasst 16 000 Hektar malariafreies Buschland. Hier fanden Kämpfe zwischen den ersten Buren und den einheimischen Xhosa-Stämmen statt, sodass die  luxuriösen und intimen Lodges auch ein Hauch von Geschichte umweht.

Das Reservat mit seinen Kampfadlern oder dem blauen Kranich ist auch ein Paradies für Ornithologen. Gäste haben die Wahl zwischen zwei luxuriösen Lodges. In beiden kommt die Natur bis vor die Lodgetür. „Gehen Sie nicht allein zum Fluss runter. Es könnte sein, dass sie nicht wiederkommen“, mahnt Ranger Murray, während sein Blick über die südafrikanische Steppe
schweift.

„Die Elefanten kommen manchmal bis zum Pool und trinken daraus“, erzählt er, bevor er dazu rät,
sich früh in die gemütlichen Unterkünfte zurückzuziehen. Denn die erste Tour in die Wildnis startet
schon vor dem Morgengrauen. Das frühe Aufstehen lohnt sich. Es ist wirklich kalt. Murray verteilt
dicke Decken mit Kapuzen, während Fährtensucher John es sich auf dem Ausguck ganz vorn im Jeep bequem macht. In völliger Dunkelheit ziehen nach kurzer Fahrt im offenen Jeep, im roten Licht der Nachtscheinwerfer, mehr als 100 Büffel ganz knapp am Wagen vorbei.
Nur das leise Getrappel der Hufe und ein gelegentliches Schnaufen ist zu hören.

Dann geht es weiter in den Sonnenaufgang, über buckelige Pisten, vorbei an Giraffen und  Warzenschweinen, die mit ihren kurzen Beinchen eilig die Flucht ergreifen. John hat Adleraugen, die jede Fährte sehen. „Kudu 8 o'clock“, ruft er, und wir wissen, dass wir die Kameras nach links halten müssen.

Rechts, auf 3 Uhr, taucht ein Giraffenkopf  in der Ferne über den Baumwipfeln auf. Das Kontrastprogramm zum gediegenen, privaten Luxus erwartet die Reisenden in Cradock im dortigen
Tuishuise. Übernachten jenseits von Afrika. Die Tuishuise bestehen aus 25 im Karoo-Stil  restaurierten Häusern, die die Ära vergangener Tage um das Jahr 1840 widerspiegeln. Zur Zeitreise gehören auch die einheimischen Xhosa-Mädchen, die mit ihren fantastischen Stimmen beim Abendessen im Viktoria Herrenhaus die Lieder ihres Volkes, das für seine Sangeskunst berühmt ist, vortragen.
Weiter geht es nach Graaff Reinet, das mit seinen über 200 denkmalgeschützten Gebäuden eine der
am besten erhaltenen historischen Orte Südafrikas ist. 18 000 Hektar rund um die Stadt wurden 2005 zum Camdeboo Nationalpark erklärt, dessen Kernstück das Valley of Desolation (Tal der Trostlosigkeit) ist, das schon 1939 zum National Monument erklärt wurde. Rostbraune Dolerit-Säulen, die steil aus dem Tal emporwachsen, bieten einen atemberaubenden
Ausblick, der nur vom Eagles Rock im Samara Game Reserve getoppt wird – unserer letzten Station. Wer in einer der drei Samara Lodges absteigt, den erwartet Luxus pur. Luxus gibt es auch während der Safaris. Mitten im Nichts, am Rande eines Hochplateaus, erwartet die Reisenden eine weiß gedeckte Tafel mit allen Köstlichkeiten der südafrikanische Küche: Kudu in Blätterteig, köstlicher Kürbisauflauf und Springbock-Keule. Die Getränke sind eisgekühlt.
Spektakulär auch das Nach- Hause-Kommen. Die Gäste werden mit geeisten Handtüchern und einem Cocktail begrüßt, bevor man sich auf der Veranda niederlässt. Auch hier kommt die Natur ganz nah ran. Affenfamilien toben um das Wasserloch kurz hinter dem Pool, und sogar eine Nashornfamilie kommt zum Baden vorbei – rund 40 Meter entfernt von Liegestuhl und
Cocktailglas.

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