Kreationen aus der Kalahari

Hoch über der namibischen Hauptstadt Windhoek thront die Heinitzburg. Das Kolonialbauwerk ist heute Tophotel mit Spitzengastronomie und wird von einer deutschen Familie geführt

Zu den "Leading Hotels of the World" zählt es nicht. Für diesen exklusiven Klub ist es zu klein und liegt eben auch nicht, sagen wir, an den Victoria-Fällen. Während das ehrwürdige Victoria Falls Hotel aber unter den zerrütteten Verhältnissen Simbabwes leidet, profitiert das "Hotel Heinitzburg" im namibischen Windhoek davon, dass sich der Nachbarstaat bisher nicht vorn politischen Chaoskurs Robert Mugabes hat anstecken lassen.

Vor ein paar Jahren war das Haus mit dem prächtigen Blick auf Windhoeks überschaubare Innenstadt ein Geheimtipp. Das ist es nun, da die Heinitzburg als einziges Hotel in Namibia in den erlauchten Kreis der "Relais & Chateau"-Kette aufgenommen ist, nicht mehr. Am Genuss, sich in den ausladenden Himmelbetten zur Ruhe zu legen, am nächsten Morgen auf der Terrasse zu frühstücken oder sich am Abend von Jürgen Raith edel bekochen zu lassen, hat sich freilich nichts geändert. Im Gegenteil.

In der vergleichsweise jungen Ansiedlung Windhoek wirkt die Heinitzburg fast schon betagt. 1914 - Namibia war noch deutsche Kolonie und hieß Deutsch-Südwestaftika schwelgte der Architekt Willi Sander in mittelalterlicher Burgenromantik, die den einheimischen Afrikanern nicht gerade sehr vertraut war. Aber Kolonialvölker entwickeln missionarischen Eifer, und da die deutsche Schutztruppe vor Ort war, kaufte sich der deutsche Distriktchef von Gobabis, Hans Bogislav Graf von Schwerin, gleich zwei der nostalgischen Burgbauten: nach der Schwerinsburg die Heinitzburg, benannt nach seiner Ehefrau Margarete von Heinitz.

Ein Hauch von Ritterromantik in Afrika: Die Heinitzburg stammt aus der Zeit, als Nambia noch deutsche Kolonie war.

Trotz vieler Um- und Anbauten ist der Burgcharakter des Hauses auf einer Anhöhe über Windhoek gewahrt geblieben. Zuletzt wurden der Swimmingpool versetzt, das Restaurant ausgebaut und Jürgen Raiths Schmuckstück, der Weinkeller, tief in den Berg gebaut. über vier Metern Kies, der penibel gewässert wird, um eine konstante Raumtemperatur von 12 Grad Celsius und 70 bis 80 Prozent Luftfeuchtigkeit zu garantieren, lagern im größten Weinkeller Namibias 20 000 Weinflaschen südafrikanischer Provenienzen. Sie runden die Kreationen des ehrgeizigen Küchenchefs ab. Er rühmt die Steaks von Kudu und Oryx, die vom Fleisch des Springbocks aber noch übertroffen werden. Und kann mit exotischen Zutaten wie Termitenpilzen oder Kalaharitrüffeln dienen. Seit 1968 ist die Familie Raith in Südwestafrika. Der Vater war ausgewandert, Sohn Jürgen (Jahrgang 1964) zur Ausbildung nach Deutschland gegangen, ehe er 1993 die alte Heinitzburg erwarb. Enkel Tibor setzt derweil die Familientradition fort und lernt Koch im Sternelokal Bareiss in Baiersbronn im Schwarzwald.

Namibias politische Prominenz weiß die Kochkünste der Deutsch-Namibier zu schätzen: Raith richtet das eine oder andere Staatsbankett aus und durfte auch das Festessen zubereiten, als die Staatselite die Rückgabe der Enklave Walvisbay an Namibia feierte.

Für die Gastlichkeit ist Frau Beate verantwortlich, die den Laden als Geschäftsführerin schmeißt und auch das Handwerk einer Barkeeperin versteht. Längst ist der Ruf der Heinitzburg weit über die Grenzen hinaus gedrungen. Bis nach Deutschland. In der Gästeliste finden sich Industriebosse wie Jürgen Schrempp oder der Audi-Vorstand und Fernsehgrößen wie Ilona Christen oder Dagmar Berghoff. Und Daimlers Testfahrer legen im Hause Raith genüsslich Ruhepausen ein, wenn sie genug davon haben, die neuen Automodelle über die harten Pisten der Wüste Namib zu jagen.