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Rhein Main Presse, Samstag, 25. Mai 2002
Text & Fotos von Börsing Hilmar

Dem Löwen direkt in den Rachen geschaut

Luxuriöse Safari in der Etoscha-Pfanne im Nordwesten Namibias:
Windhoek, Swakopmund und Walvisbay auf ausgefallenen Routen

Rot-Töne, wohin das Auge schaut: Die Dünen von Soussusvlei mit Blick auf die orange- bis rostroten Berge.
Rot-Töne, wohin das Auge schaut: Die Dünen von Soussusvlei mit Blick auf die orange- bis rostroten Berge.

Land der trockenen Wasser oder "Großer weißer Platz" - welche Namen die Hereros, die Bushmen oder Nama der Etoscha-Pfanne im Nordwesten Namibias auch geben, sie sind allesamt zutreffend. Sie meinen die flache, silbrigweiß unter flirrender Hitze liegende, fast immer wasserlose Senke, die mit ihren 4 600 Quadratkilometern das Herzstück des 1907 vom damaligen deutschen Gouverneur proklamierten Etoscha - Nationalparks ist.


Auch wer die Wildschutzgebiete Ost- oder Südafrikas schon kennt, Etoscha hat seinen eigenen Reiz. Längst haben Reiseveranstalter in aller Welt, ob gezielt oder als Teil eines Rundreiseprogramms, erkannt, dass Tierbeobachtung zum Höhepunkt eines veritablen Afrika-Aufenthalts gehört. Und seit das unabhängige Namibia sich der Bedeutung des Tourismus für die eigene Wirtschaft bewusst geworden ist, steht Etoscha auf der Wunschliste gerade auch der Deutschen ganz oben. Die grandiosen Eindrücke, die man bei der Betrachtung der spektakulären Tierszenen aufnimmt, sind in der Tat durch keinen Fernsehfilm zu ersetzen. Ein 1700 Kilometer langer Zaun umgibt dieses Tierparadies, das sich insbesondere in den afrikanischen Wintermonaten Mai bis September empfiehlt, wenn es zwar trocken, aber mit Temperaturen zumeist unter 30 Grad nicht so heiß ist, dass der Aufenthalt im Park zur Tortur wird.

Tierbeobachtung gelingt vor allem, wenn die Beobachter nicht in Scharen auftauchen. Die Faszination der Tierwelt genießt man gern in Kleinst-Gruppen, zumal dann, wenn sie abseits touristischer Massenziele erlebbar wird. "Wer Stil hat, wandelt nicht auf ausgetretenen Pfaden", sagte sich Afrika - Kenner Paul Friedrich, und verschrieb sich fortan dem individuellen Safari-Tourismus und hatte prompt Erfolg mit seinen Angeboten in Tansania und Botswana. Seit Jahresbeginn hat er nun auch Namibia im Programm.

Seine Spezialität: luxuriöse Zeltsafaris. Auf vier Plätzen im Lande werden eigens für zwei bis maximal sieben Reisende die Camps auf- und wieder abgebaut, sind also nicht permanent. Eine Crew aus Guide, Koch und Fahrer versorgt den Gast mit allem, was er braucht. Die Zelte sind mannshoch, verfügen über vollwertige Betten und en suite über WC mit Wasserspülung und Dusche.

Diese beweglichen und dabei komfortablen Unterkünfte - etwa am östlichen Buschrand der Etoscha-Pfanne - eröffnen in der Tat höchst unmittelbare Eindrücke. Erst in der Stille der Nacht wird einem bewusst, in welcher Einsamkeit man sich befindet. Und man denkt an Nadine Gordimer, die "Grande Dame" der südafrikanischen Literatur und ihren Satz "Es ist so leicht dieses Land zu lieben." So gebettet erschließen sich einem Geräusche des Windes und der Tierwelt, die Gerüche der Natur viel intensiver, als in festgebauten Unterkünften.

Im Etoscha-Nationalpark: Ein Löwen-Pärchen lässt sich in der Zwergbusch-Savanne auch nicht von neugierigen Touristen bei der Siesta stören.
Im Etoscha-Nationalpark: Ein Löwen-Pärchen lässt sich in der Zwergbusch-Savanne auch nicht von neugierigen Touristen bei der Siesta stören.

So eingestimmt auf das Erlebnis des "Game Drive" wird die Einfahrt in den Park beinahe zur konspirativen Aktion. Unterhaltung nur im Flüsterton selbst dort, wo die Motorgeräusche des Landrovers längst aufmerksame Reaktionen hervorgerufen haben. Die Pfanne erlebt der Besucher meist trocken, nur einzelne Strauße und vereinzelte Oryx-Antilopen wagen sich hinaus auf die Salzkruste. Luftspiegelungen täuschen Wasser, Inseln und Bäume vor. Scharfkantig hebt sich wohltuend für das Auge - der um einige Meter höhere, von Büschen und Gräsern bewachsene Rand ab.

Ein immer wieder faszinierendes Bild: die hohen, über die Kronen der Baumakazien ragenden Köpfe der Giraffen, die ihre langen Zungen anscheinend gefahrlos um die spitzesten Dornen wickeln. Beiderseits der gut ausgebauten Straßen halten sie respektvoll Abstand. Wer die Tiere in freier Wildbahn beobachten will, muss möglichst früh auf Tour, bevor die Hitze das Wild an die Schattenplätze der Zwergbusch-Savanne treibt. Und mit etwas Glück kann man die "Big Four" (nicht "Big Five", denn Büffel gibt es nicht in Etoscha) beobachten: Elefanten, Nashörner, Löwen und Leoparden. Antilopen aller Art, Springböcke und Impalas, Zebras und Gnus, Hyänen und Schakale - die Foto-Ausbeute an diesem Tag lässt wahrlich kaum Wünsche offen. Und am Abend im Rasthaus der alten deutschen Polizeistationen Namutoni gelingt hoch oben von den Zinnen der weißen Festung noch ein Bild von einer nach Tausenden zählenden Schar von Flamingos.

Selbstverständlich spart das Konzept "Safaris mit Stil" die klassischen Highlights von Namibia nicht aus, und natürlich wird auch in Lodges und Hotels übernachtet. Aber Windhoek, Swakopmund oder Walvisbay werden nicht auf den üblichen Routen angefahren. Der Weg ist auch hier das Ziel. Windhoek, das ist im Schatten von ein paar Hochhäusern immer noch ein Stück wilhelminisches Deutschland mit Fachwerkhäusern und steilen Giebeln, Kopfsteinpflaster und Bierkneipen, deutschen Büchereien, Schwarzwälder Kirschtorte und Kassler mit Sauerkraut. Aber sie wird kleiner, diese Ansammlung von Klischees. Schon wurde die Kaiserstraße in San-Nujoma-Allee umbenannt, Personenkult schon zu Lebzeiten des Präsidenten.

Swakopmund ist für die Teilnehmer dieser Safari nur eine Zwischenstation für eine Nacht. Das Interesse aller richtet sich eher auf die Namib, auf die Wüste. Und auf das Sandmeer von Sossusvlei mit seinen zimt- und aprikosenfarbenen, orange- oder rostroten Bergen, den Dünen, deren Farbe mit dem Stand der Sonne wechselt und deren vom Wind messerscharf geschliffenen Grate in eleganten Linien bis an den Horizont schwingen. In den Tälern, die jetzt die fahle Farbe ausgedörrter Salzseen haben, stauen sich in manchen Jahren, wenn Regen auf das von der Sonne verbrannte Land fällt, Tümpel und Seen, die riesige Spiegel für den Himmel und die Wüste und die Kameldorn-Bäume sind. Am Abend auf der Terrasse der luxuriösen Sossusvlei Mountain Lodge, den Blick in die Weite der Ebene gerichtet hinüber zu den pittoresken Dünen, glaubt man zu ahnen, was Einsiedler meinen, wenn sie von der "Spiritualität der Wüste" sprechen.

In der Lodge kann man eine Postkarte kaufen mit dem Text des "Südwester-Liedes", einer Art Nationalhymne der Deutschstämmigen: "Hart wie Kameldornholz ist unser Land/ Und trocken sind seine Reviere/ Die Klippen sind von der Sonne verbrannt/ Und scheu sind im Busch die Tiere/ Und sollte man uns fragen: Was hält euch denn hier fest/ Wir könnten nur sagen:/ Wir lieben Südwest". Etwa 30.000 Deutsche und Deutschstämmige leben heute in Namibia, das sind etwa zwei Prozent der Gesamtbevölkerung, Am Ende der Reise-Tage glaubt man zu wissen, warum die Menschen ihr "Südwest" lieben. Es ist wohl so, wie im schmalen Marco Polo-Reiseführer zu lesen war: "Du kommst und gehst. Aber wenn Du wiederkommst, wirst du für immer bleiben."

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