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General Anzeiger Bonn, Samstag, 15. November 2008
von Holger Willcke

Die Rufe der Wildnis

Der Serengeti-Nationalpark in Tansania gehört zum Weltnaturerbe. Unvergesslich bleibt für jeden Besucher eine Safari durch die atemberaubende Landschaft

Die Wildnis erwacht: in der Serengeti geht die Sonne auf - dafür braucht sie in Afrika gerade einmal zwei bis drei Minuten
Die Wildnis erwacht: in der Serengeti geht die Sonne auf - dafür braucht sie in Afrika gerade einmal zwei bis drei Minuten

Karibu sana - herzlich willkommen. Fremdenführer Hashim begrüßt seine neuen Gäste am Flughafen in Arusha. Sein herzliches Lächeln wird die fünfköpfige Familie aus Deutschland neun Tage lang begleiten. Neun Tage, die unvergesslich bleiben werden. Eine Safari durch die Savannen und Wälder Tansanias ist mit einer Vielzahl an neuen Erfahrungen verbunden, die mitunter kaum in Worten zu fassen sind. Ein Versuch im Telegramm-Stil: traumhafte Natur, endlose Wildnis, stolze Massai - magisches Afrika.


Im Jeep mit Panorama-Dach geht es auf Pirschfahrten. Hashim rät zur Vorsicht. Schlaglöcher, Äste, abruptes Bremsen fordern nicht nur den Fahrer: Auch die Beifahrer müssen hellwach sein. Festhalten ist nahezu lebenswichtig, wenn man im Jeep stehend durch die große Weite fährt.

Große Weite heißt in der Sprache der Massai „siringet", wovon sich der Name Serengeti ableitet.
Grenzenlose Schönheit, so weit das Auge reicht. Der zweitgrößte Nationalpark des Kontinents ist zusammen mit seinen angrenzenden Schutzzonen so groß wie Holland.

Ihrer artenreichen Tierwelt und ihrem einzigartigen Ökosystem verdankt die Serengeti ihren Status als Unesco-Weltnaturerbe. Alle diese Superlative haben natürlich ihren Preis: Fast 200.000 Touristen zieht der Nationalpark jährlich in seinen Bann. Hashim stimmt diese ökologische Belastung keineswegs nachdenklich. „Der Tourismus ist der Motor unserer Wirtschaft", sagt er stolz. Sein Englisch ist gut. Er versucht, aufkeimende Bedenken bezüglich der Wahrung dieser einzigartigen Natur zu entkräften: „Die Nationalpark-Verwaltung lässt jeden Tag nur eine festgelegte Anzahl von Touristen in den Park einreisen, und kurz vor Einbruch der Dunkelheit müssen alle Jeeps ihr Tagesziel erreicht haben", sagt Hashim. „Verstoßen die Guides gegen die Regeln, verlieren sie ihre Lizenz."

 

Die Park-Ranger kontrollieren penibel. Abends verstummen tatsächlich die Jeep-Motoren, die Serengeti kommt zur Ruhe. Aber nach Sonnenuntergang, der sich in Äquator-Nähe bekanntlich sehr schnell vollzieht, braust eine andere Geräuschkulisse auf: Hyänen schreien, Gnus blöken, Löwen brüllen. Die Wahrnehmungsorgane geraten in der ersten Nacht in Stress. Die Unterkunft, das Mbalageti Camp, liegt auf einer Hochebene im westlichen Korridor des Nationalparks. Die deutsche Familie sitzt auf der Terrasse ihrer Lodge und lässt die neuen Eindrücke wirken: die Dunkelheit, die Rufe der Wildnis, den glitzernden Sternenhimmel.

Stolz und fröhlich: Massai-Krieger am Rande des Nationalparks bei der Vorbereitung eines Tanzes
Stolz und fröhlich: Massai-Krieger am Rande des Nationalparks bei der Vorbereitung eines Tanzes
Nahrungssuche: Der Seval streift durch die Savanne
Nahrungssuche: Der Seval streift durch die Savanne

 

Plötzlich eine Stimme: „Djambo." Ein Massai, mit Speer bewaffnet, ruft „Hallo" und will die Gäste zum Abendessen abholen. Es ist strikt verboten, bei Nacht ohne Führer zu Fuß durch das Lager zu streifen. Warum? Das Camp liegt mitten in der Natur. Wilde Tieren ziehen nachts durchs Camp und können unerfahrenen Touristen gefährlich werden. „Ich musste hier schon mal einen Elefanten vertreiben", sagt der Massai unerschrocken.

 

Elefanten steuern das nächste Wasserloch an
Elefanten steuern das nächste Wasserloch an

 

Am nächsten Tag brechen die Gäste zu den berühmten Kopjes auf - bizarre Granitfelsen, die aus der brettflachen Ebene ragen. Diese riesigen Findlinge lagen einst unter der Erdoberfläche, sie wurden über Jahrmillionen durch Wind und Regen freigelegt. Heute dienen sie Löwen, Geparden und Leoparden als Versteck. Die Felsen sind Ruheplatz und Aussichtsturm für die Jagd. Thomson-Gazellen, Impalas und Grants-Gazellen machen diese flache Gegend zu einem perfekten Jagdrevier für Raubtiere.

Die Safariteilnehmer werden Augenzeugen einer erfolgreichen Jagd. Zwei Geparden, Mutter und Sohn, erlegen mit kurzem, aber schnellem Antritl eins Antilope, Während die beiden Raubtiere ihren Hunger stillen, krelsen Geier und Marabus am Himmel. Die Aasfresser warten geduldig, bis sie an der Reihe sind. Auf der Rückfahrt bleibt der Jeep in einem riesigen, durch Gras getarnten Sumpf stecken. „Kukumba", ruft Hashim in seiner Landessprache Swahili. Anschieben. Weil der Spaten abgebrochen ist, hilft nur noch die vereinte körperliche Kraft. Auch die fünf Gäste geraten ins Schwitzen. Neugierig beobachtet von einer Giraffenherde, gelingt es, den Jeep zu befreien. I lashim almel auf: „War nicht ganz ungefährlich, hier gibt es überall Löwen."

 

Krokodil am Tarangire-Fluss
Krokodil am Tarangire-Fluss

Die Reise geht weiter zum Ngorongoro-Krater, einer grandiosen Landschaft, die sich bis in eine Höhe von mehr als 3.000 Metern erstreckt. Auch die folgende Pirschfahrt startet gegen sechs Uhr im Dunkeln, dann ist es dort oben empfindlich kühl und nebelig. Die feuchten Urwälder wirken um diese Uhrzeit gespenstisch. Die Schönheit dieser einmaligen Landschaft erschließt sich erst nach Sonnenaufgang. Im Krater, der an einigen Stellen einen Durchmesser von mehr als 20 Kilometern aufweist, öffnet sich eine grüne Hochsavanne mit einer unvergleichlichen Naturvielfalt. Nahezu abgeschlossen von der Außenwelt leben dort Tausende von Gnus, Zebras und Büffeln. Selbsl Nashörner und Elefanten haben den Weg über den Kraterrand in die Hochebene geschafft.
Es ist ein biblisches Paradies, das unweigerlich an die Arche Noah erinnert. Hier befindet sich auch das Grab von Bernhard und Michael Grimek. Die beiden deutschen Forscher haben mit ihrem Film „Serengeti darf nicht sterben" die Einzigartigkeit dieser Flora und Fauna weltweit bekannt gemacht. Auch das benachbarte Wildschutzgebiet des Ngorongoro-Kraters ist seit 1978 Unesco-Weltnaturerbe.

 

Das dritte Schutzgebiet im Reise Programm ist derTaranglre Nationalpark, ein ehemaliges Kolonial-.lagdrevier, das sich zu einem beliebten Besucherziel entwickelt hat. Die Trockensavanne liegt nordwestlich von der Serengeti - und ist so groß wie Luxemburg. Riesige Elefantenherden und Spießböcke ziehen durch das Massai-Land. Berühmt ist der Park wegen seiner dicht beieinander stehenden Baobab-Bäume (Affenbrotbäume) und der Schirmakazien. Swimmingpool mit Büffelschädel als Dekoration
Swimmingpool mit Büffelschädel als Dekoration

 Der Tarangire-Fluss lockt viele durstige Tiere an. Jetzt, gegen Ende der Trockenzeit, ist das Wasser überall knapp. Und so versammeln sich abends unzählige Wildtiere am Flussufer. Und wieder beobachten die Safari-Teilnehmer einen Überlebenskampf: Löwinnen kreisen eine kleine Zebraherde ein. Friedlich grasen die Zebras, tief geduckt schleichen sich die Löwen an. Ein erfahrenes Muttertier eröffnet die Treibjagd. Die Zebras bersten auseinander, stürmen kopflos in alle Richtungen. Fünf Löwinnen wollen ein Zebra stellen, doch die Fluchttaktik der Zebras ist erfolgreicher. Schon nach kurzer Zeit brechen die Löwen ihre Jagd ab. Gelingt ihnen auf den ersten Metern nicht der tödliche Biss, sind die schnellen Zebras auf und davon. Die Kinder der deutschen Familie hat es gefreut.

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