Sven Ottke erzählt ... |
Ich wollte einfach mal sehen, wo meine Grenzen sind. Im Ring hat sie mir ja noch nie jemand aufgezeigt. Am Machame Gate geht's los. Mit dem Auto wurden wir, außer mir noch sieben andere Touristen, auf 1.800 Meter Höhe gebracht. Ab jetzt müssen wir laufen. 91 Kilometer liegen vor uns, sechs Tage Fußmarsch. Zum Glück sind noch die einheimischen Träger dabei. Fünf Dollar bekommen sie pro Tag fürs Gepäck schleppen. Ich bin der einzige der Gruppe, der seinen Rucksack selbst trägt. 15 Kilogramm habe ich auf dem Rücken, als ich den Berg hochklettere. Neben mir läuft immer Dismas, mein persönlicher Bergführer. 50mal war er schon oben am Gipfel.
Ausgerüstet mit zwei Stecken und 15 Kilogramm Gepäck auf dem Rücken kletterte Ottke den Kilimandscharo hoch | Einer der Träger |
Eigentlich läuft es ganz gut. Das wichtigste ist: Man muss sein persönliches Tempo, seinen persönlichen Rhythmus den Berg hinauf finden. Das ist wie bei einem Dieselmotor, der darf nicht zu schnell und nicht zu langsam laufen. Wenn ich das richtige Tempo finde, dann laufe ich bis ich schwarz werde. Ich bin ja auch ein Berggeher, kein Bergsteiger. Meine Reisegruppe bleibt weit hinter mir. Ein paar Mal habe ich sogar die Träger eingeholt, die vorlaufen und schon mal die Zelte aufbauen, bis die anderen da sind. Ich sehe eben alles als sportliche Herausforderung. Wenn ich einen Berg besteige, will ich einfach nur oben ankommen. Augen zu und durch. Sinn für die Landschaft habe ich da nicht. Die Anstrengung hält sich wirklich in Grenzen, nur der Puls geht viel schneller. Die ersten Tage waren pille-palle. Richtig grausam sind aber die Nächte dort oben. Eiskalt ist es im Zelt. Also Pullover an und ab in den Schlafsack. Geht aber nicht, denn dann schwitzt man sofort. Also Pullover aus. Und prompt friert man. An Schlaf ist kaum zu denken. Gegen ein Uhr bin ich immer wach und total fit, eigentlich könnte ich schon loslaufen. Aber wir sind in zwei Gruppen aufgeteilt, die langsame wird um elf geweckt, die schnellere mit mir um eins. Aber morgens stehe ich immer als erster vor dem Zelt, während die anderen noch versuchen zu schlafen. Wenn man sich den Berg so anschaut, sieht's aus, als könnte man da in einem Tag rauf und wieder runter flitzen. Richtig Bock hätte ich jetzt auf 'ne heiße Dusche.
Vom Kilimandscharo nach Berlin, zur „Goldenen Henne". Im Friedrichstadtpalast bekomme ich die Auszeichnung in der Kategorie „Sport". Eine Riesen-Ehre für mich! Die „Goldene Henne" ist schließlich Deutschlands größter vom Publikum verliehener Medienpreis. Die Leser von „SUPERillu", „Super-TV" und die Zuschauer vom MDR haben mich gewählt. Vielen Dank! Nur leider habe ich mich in meiner Dankesrede bei der anderen „illu", bei der „Blitzillu" bedankt. Das war Weltklasse! Die Leute lagen vor Lachen kreuz und quer auf den Sitzen. Übel genommen hat's mir keiner, ist ja menschlich. Auch Chefredakteur Jochen Wolff nahm's mit Humor. „Sven - deine Worte trafen mich wie der Blitz", sagte er nach meinem Versprecher. Außer mir wurden noch Katarina Witt (Entertainment), Armin Mueller-Stahl (Film), Wolfgang Stumph (Fernsehen), Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (Wirtschaft), Nena (Musik) und EU-Kommissionspräsident Romano Prodi (Politik) ausgezeichnet.
ach der Preisverleihung dann endlich Urlaub! Am nächsten Morgen geht's gleich wie jedes Jahr ab in den „Club der Besten" von Robinson, ab nach Tabarka in Tunesien. Alle deutschen Medaillengewinner 2003 werden dorthin eingeladen. Alle Spitzen-Athleten kommen da zusammen, eine Klasse-Stimmung herrscht da. Hier fühle ich mich wohl! Den ganzen Tag Sport, Krafttraining, das ist was für mich, das ist was für den Sport-Verrückten. Einfach nur abhängen ist nichts für mich, ich brauche immer Bewegung, immer eine Herausforderung.
Die nächste wartet schon auf mich, in meiner Heimatstadt Karlsruhe. Thomas Gottschalk mit „Wetten dass...?" ist da, Regina Halmich und ich leiten die Saalwette. Am Samstag-Abend sollen alle Beamten, die im Rathaus arbeiten, an ihren Arbeitsplatz kommen. Ich hätte nicht gedacht, dass die Karlsruher so durchdrehen! Wir riefen und alle kamen. Tja, Tommy, Pech gehabt!