Gedränge am Wasserloch: Die großen Tiere sorgen dafür, das die Jungelefanten schön beim Rudel bleiben |
Windhuk, die Hauptstadt von Namibia, verschwindet kurz nach dem Start unserer Cessna 210. Willem, unser Pilot, steuert die Maschine in NordostrichtungdemCaprivizipfel entgegen. Unter uns erstreckt sich die endlose trockene Savanne. Der Satz von Karen Blixen kommt mir in den Sinn: „Nach allen Seiten war die Aussicht weit und unendlich. Alles in dieser Natur strebte nach Größe, Freiheit und hohem Adel.“
Nach drei Stunden Flug eine ganz andere Landschaft: Das Flusssystem Okavango, Kwando und Sambesi in sattem, blühendem Grün. Bei 150 Meter über Grund entdecken wir eine Elefantenfamilie.
Dann kommt unser Ziel in Sicht: die Namushasha Country Lodge am östlichen Flussufer des Kwando. Mit einer Erfrischung im Glas entspannt auf der Terrasse der komfortablenLodgegenießt
die vierköpfige Reisegesellschaftden Sonnenuntergang – nachdem wir uns mit „Peaceful Sleep“-
Spray gegen die aggressiven Moskitos eingesprayt haben. Ab und zu streicht ein Buschbock
durchs Schilf, die bunte Vogelwelt zwitschert gedämpfteHintergrundmusik.
Zur Pirschfahrt, dem „Game Drive“ im Bwabwala-Nationalpark am nächsten Morgen steigen wir in einen speziellen Safari-Lkw. Die Parkausdehnung ist immens. Auf der schaukelnden Fahrt erklärt
Fahrer Ron die vielfältige Tierund Pflanzenwelt. Warzenschweine und Zebras kreuzen unseren Weg. Plötzlich biegen sich die Äste eines Strauchs zur Seite. Ron hält an. Ein Elefant erscheint aus dem Dickicht, dann noch einer und noch einer. Schließlich sind es 20 Elefanten. Der Leitbulle schreitet majestätisch neben uns. Er denkt nach, lauscht, kommt zurück. Wir stehen wohl auf dem angestammten Trampelpfad! Die Ohren des Leitbullen heben sich, wohl ein Zeichen der Anspannung. Dann ein ohrenbetäubender Trompetenstoß, die Dickhäuter trampeln um unseren Wagen herum, verziehen sich dann. Unsere Anspannung und unser Bangen lösen sich erst viel später.
Am Abend lernen wir einige afrikaspezifische Weisheiten: Für unsere beschauliche Angeltour
ohne Fisch am Haken tröstet die Erkenntnis „A bad day fishing is better than a good day in the office“. Gordon, Mitarbeiter der Lodge, erklärt, dass eine Mixtur aus Chili und Elefantendung an Gartenzäunegehängt wird,damit Elefanten nicht die Gärten verwüsten.UndWillem berichtet von einem Möchtegernhelden, der nach mehreren Drinks seine Schwimmversuche im Kwando nicht überlebt hat: Krokodile!
Nach dem Wasserreichtum im Caprivi landen wir südlich des Kaudom Game Park in Tsumkwe. Hier herrscht Wassermangel. Pflanzen und Bäume sind ausgedorrt und wartenauf Regen.Wir sind eingeladen, bei den Buschmännern an einer Lehrstunde der Alten für die Jungen teilzunehmen.
Simon vom Volk der San übersetzt für uns. Wir hören undsehen,welche Pflanzen gegen Kopfschmerzen und Hunger einzusetzen sind oder gegen Durchfall wirken. Eine Wasserwurzel wird mühsam aus 50 Zentimetern Tiefe aus dem Boden gegraben und löscht Durst und stillt den
Hunger. Wir urteilen: Schmeckt wie Kohlrabi. Eine Holzart eignet sich für Pfeil und Bogen. Eine andere wird zum „Drillen“ von Feuer benutzt. Besonders fest muss das Gras zum Herstellen einer
Schlinge sein. Elastisch muss der Ast zum Schließen der alle sein, wenn sich dasHuhn
darin verirrt hat. Es wird aufwendig ein Pfeilgift für die Jagd hergestellt, das langsam, aber sicher wirkt. Das angeschossene Tier stirbt nach über zwölf Stunden. Fast schon makaber, wenn wir einen
Jäger vom Stamm der San Kasha sehen, der sich bei einem Jagdunfall mit diesem Gift am Unterarm verletzt und nur überlebt hat, weil er seinen Arm abgehackt hat.
Der Kaudom Game Park im Nordosten Namibias erstreckt sich über 100 Kilometer Nord-Süd und 50 Kilometer Ost-West. Er ist kaum bekannt, unwirtlich und wenig befahren. Vierradantrieb ist vorgeschrieben, und es sollen immerzwei Fahrzeuge gemeinsameine Tourantreten, vollbetankt!
Natürlich muss man ausreichend Proviant und genügend Getränke mit sich führen. Kurz nach der Anmeldung in Sikereti macht unser Guide Simon unvermittelt eine Vollbremsung:
Eine Schwarze Mamba sonnt sich vor uns im heißen Sand. Unter ungünstigenUmständenkann
eine aufgeschreckte Schlange schon mal durch eine Öffnung des Fahrzeugbodens den Fuß des
Fahrers erwischen, erklärt Simon.
Beim Lagerfeuer denken wir wieder an Karen Blixens „Jenseits von Afrika“: „Es gibt etwas beim Safarileben, das dich alle Sorgen vergessen lässt und dir das Gefühl gibt, du hättest eine halbe Flasche Champagner getrunken – es gibt etwas, das dich überschäumen lässt vor tiefempfundener Dankbarkeit am Leben . . .“ Das entspricht auch unserer Stimmung. Safari bedeutet übrigens in Suaheli „die Reise“. Nach einem langen Tag ziehen wir uns in unsere Zelte zurück. Wir schließen die Reißverschlüsse der Zelte sorgfältig, damit keine Hyäne nachts auf die Idee kommt, an unserem Fuß zu knabbern. Und die Nacht umhüllt die Safari-Gruppe.
Namibiaist ein ganzjährigesReiseziel.
Lese-Tipp: Stefan Loose, Travel-Handbücher Namibia von Livia Pack.
Afrika-Reisen Exklusiv,
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